Die Entscheidung für Open Source

Dies ist die Einleitung der CMS-Gartenfibel. Wenn Sie allgemein nicht sicher sind, ob Sie die Begriffe Open-Source-Software und Content-Management-Systeme im Allgemeinen richtig verstanden haben, lesen Sie weiter.


Man könnte von einer besseren Welt träumen. Was wäre, wenn Software jedem Menschen frei zugänglich wäre und jeder sie nach seinen Bedürfnissen weiterentwickeln und weitergeben könnte? Was, wenn man auch noch freien Zugang zu diesem Entwicklerwissen hätte, und sich ungeachtet der Vorbildung im Selbststudium dieses Wissen aneignen könnte? Das ist die Vision von Freier Software.

Open Source dagegen ist der eher sachliche Ansatz: Es geht weniger um Ethik und Visionen als vielmehr um praktischen Nutzen. Open Source bedeutet zunächst lediglich, dass der Quellcode öffentlich zugänglich ist und bei der Weitergabe sowie bei abgeleiteten Entwicklungen gewisse Regeln zu beachten sind. Dieser Quelltext wird unter eine gängige Lizenz gestellt (s.u.), die die Regeln genau festlegen.

Im Kontrast hierzu sprechen wir von proprietärer Software. Über diese „herrscht“ ein Hersteller, der Quellcode ist nicht zugänglich und die Weiterentwicklung ist dem Eigentümer vorbehalten. Bei der Fehlerbeseitigung, Weiterentwicklung und der Nutzung neuer Web-Technologien sind die Lizenznehmer vom Hersteller abhängig. Und auch - das ist wesentlich - beim Export der gespeicherten Inhalte. Will man sich später für eine andere Software entscheiden, ist man davon abhängig, dass der Hersteller die gespeicherten Inhalte in einem Format speichern kann (oder will), das von anderer Software eingelesen werden kann.

Hier zeigt sich der entscheidende Vorteil von Open Source: Da die Inhalte in einer Form gespeichert sind, die jedem Menschen mit Wissen über die jeweilige Skript- oder Programmiersprache zugänglich ist, können diese in jede beliebige Form „umgeschrieben“ werden. Und weil das möglich ist, sind solche Lösungen auch schon vorhanden und - natürlich - für alle zugänglich.

Weiterhin ist ein Vorteil von Open Source, dass auch Anleitungen zur Wartung zur Verfügung stehen. So sind die Nutzer/innen von Open Source grundsätzlich in der Lage, unabhängig von Dienstleistern ihre Website zu warten. Da natürlich nicht jede/r gewillt ist, sich mit Programmierung oder System-Administration zu befassen, stellt sich die Frage, wer denn dann zuständig ist für Sicherheit und Erweiterung z. B. des Content-Management-Systems.

Kommen wir also zum Hauptargument für den Einsatz von Open Source: die Community! Die meisten losen Kooperationen von Entwicklerinnen und Entwicklern bezeichnen sich so. Die Kooperation kommt dadurch zustande, dass man eine gemeinsame Plattform nutzt, um die Weiterentwicklungen auszutauschen, zu testen und in die herunterladbaren Dateien zu integrieren. Die einen melden hier Fehler mit einer genauen Beschreibung der Umstände - die anderen prüfen den Code und beheben die Fehler. Wieder andere schreiben Handbücher oder erstellen Screencasts, um Neulingen den Einstieg zu erleichtern.

Entwicklergemeinde

Das Gefühl, mit einem enorm großen Team gemeinsam und meist ganz demokratisch ein Produkt zu entwickeln, ist eine starke Motivation. Viele machen das in ihrer Freizeit, aber die Mehrheit macht das auch beruflich. Man kann die Entwickler/innen als Freiberufler oder über ihre Unternehmen beauftragen. Sie installieren das gewünschte CMS, passen es auf die Wünsche ihrer Kunden an, recherchieren verfügbare Erweiterungen oder entwickeln individuelle Funktionen, übernehmen die regelmäßige Wartung und das Design. Und wenn Sie mit einem Dienstleister nicht zufrieden sind, wechseln Sie einfach zu einem anderen.

Garantien?

Wie sieht das aber mit der Gewährleistung aus? Kann man einen Dienstleister für Softwarefehler in Regress nehmen? Die schlechte Nachricht: üblicherweise nicht, denn niemand wird für einen Quellcode Haftung übernehmen wollen, den er nicht vollständig selbst geschrieben hat. Die gute Nachricht: Entwicklergemeinden mit hunderten bis zigtausenden Mitgliedern finden und beheben Fehler enorm schnell.

Open-Source-Content-Management-Systeme

Um nur kurz in unser Thema einzuführen: Unter Content-Management-Systemen (CMS) versteht man Systeme zur Strukturierung und Bearbeitung von Inhalten (Content). Es wird üblicherweise für Webseiten eingesetzt, kann aber auch für betriebsinterne Aufgaben genutzt werden, beispielsweise für Handbücher oder Verfahrens­anweisungen im Intranet. CMS regeln Zugriffsrechte auf Inhalte: Wer darf sich administrativ anmelden, wer darf Inhalte verändern oder gar löschen? Es werden nicht nur Texte verwaltet, auch Bilder, A/V-Medien (z. B. Videos) oder PDF-Dokumente. Die gängigen Systeme halten entweder eine Vielzahl an Funktionen vor oder stellen Erweiterungen zur Verfügung - je nach System z. B. Plugin, Modul oder Extension genannt. Diese ermöglichen dann beispielsweise den Einbau einer Slideshow, das Aussenden eines Newsletters oder das Erstellen einer Umfrage. Die Möglichkeiten sind vielfältig, aber nicht jedes System ist für jede Anforderung gleichermaßen gut geeignet. Wer sich für ein CMS entscheiden will, sollte zunächst seine Anforderungen möglichst detailliert aufschreiben und prüfen (lassen), welches System dafür am geeignetsten ist.

Kostenlos?

Bedingt. Wie oben erwähnt, wird vermutlich ein Dienstleister beauftragt, das System nach den eigenen Vorstellungen zu konfigurieren. Und sollte etwas nicht funktionieren wie geplant, wird der Dienstleister für die Anpassung auch seine Zeit in Rechnung stellen. Aber es sind Dienstleister, die im Wettbewerb stehen. Und jegliche Lizenzgebühren entfallen. Open Source kostet nur dann Geld, wenn eine individuelle Leistung erbracht wird - nicht regelmäßig und unabhängig davon, auf wie vielen Domains Ihr System eingesetzt wird.

Open-Source-Lizenzen

Die Open-Source-Lizenzen regeln die Urheber- und Nutzungsrechte an der Software. Sie legen somit fest, was ein Anwender mit der Software machen darf (Nutzung, Modifikation, Weitergabe). Allen Lizenzen ist gemein, dass Benutzer die Software für beliebige Zwecke verwenden können und uneingeschränkt an andere weitergeben dürfen. Sie erhalten Einsicht in den Quelltext der Software, um herauszufinden, wie sie aufgebaut ist. Dadurch sind Benutzer in der Lage, die Software zu verändern, zu verbessern und diese Änderungen zu veröffentlichen.

Im Wesentlichen unterscheiden sich die Lizenzen in der Auslegung des sogenannten „Copyleft“. Das Copyleft regelt, dass Bearbeitungen der Software nur unter der Bedingung erlaubt sind, dass sämtliche Änderungen und Weiterentwicklungen unter der gleichen Lizenzbedingung zu erfolgen haben. In der Praxis haben sich Variationen des Copyleft ergeben. Man spricht von einem „starkem Copyleft“, wenn der Lizenztext die Verlinkung zwischen einer Open-Source-Software mit einer proprietären Software verbietet. Lizenzen mit einem „schwachen Copyleft“ würde diese Verlinkung ermöglichen und gleichzeitig auch erlauben, dass Eigen-Entwicklungen an der Open-Source-Software als proprietäre Software weitergegeben werden können. Lizenzen die kein Copyleft verwenden, geben dazu keine Vorgaben.

Lizenz mit starkem Copyleft:

  • GPL (GNU General Public License)

Lizenzen mit schwachem Copyleft:

  • LGPL (GNU Lesser General Public License),
  • MPL (Mozilla Public License)

Lizenzen ohne Copyleft:

  • BSD (Berkeley Software Distribution),
  • MIT (Massachusetts Institute of Technology)